01. April 2011. Wann kommt das endgültige Aus für die Atomkraft? Was kostet der Umstieg auf erneuerbare Energien? Drängende Fragen, über die sich nicht nur Politiker den Kopf zerbrechen. In der Hamburger Europaschule „Gymnasium Hamm“ beschäftigte die nahende Energiewende auch eine Gruppe engagierter Oberstufenschüler, die sich an dem Projekt „New Energy for Europe“ beteiligten. Die Projektwoche rund um das Thema Energie, die vom 21. bis 25. März stattfand und von Mitgliedern der JEF-Hamburg begleitet wurde, ist Teil der Initiative „Jugend denkt Europa“ der Robert Bosch Stiftung.
Mit „Jugend denkt Europa“ wendet sich die Stiftung an Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren, die eine offene Auseinandersetzung mit europäischen Schlüsselthemen suchen und die politischen Rahmenbedingungen in Europa selbst mitgestalten möchten. Das in jeder Hinsicht aktuelle Projekt „New Energy for Europe“ wird in allen 27 EU-Ländern mit mehr als 1.000 Jugendlichen durchgeführt und mündet in einem gemeinsamen Aktionsplan, den die Schüler der EU-Ratspräsidentschaft in Brüssel übergeben werden.
In Hamburg hatten sich neun Schüler der elften Klasse des Gymnasium Hamm zusammengefunden, um unter Anleitung eines Moderators Vorschläge für eine innovative, aber nichtsdestoweniger praxistaugliche Energiepolitik zu erarbeiten. Dabei erhielten die Schüler Unterstützung von zwei Mitgliedern der JEF-Hamburg, die mit den jungen Energiepionieren ein Rollenspiel veranstalteten. Höhepunkt der Projektwoche war zweifellos die Abschlussveranstaltung am fünften und letzten Tag, bei der die Schüler – ganz, wie es sich in einer repräsentativen Demokratie gehört – als Parteien auftraten und ihre Ideen in Form von Wahlprogrammen präsentierten.
Vor dem Plenum aus Schülern der Oberstufe lieferten sich die Parteisprecher eine lebhafte Diskussion, von der Solarstrom-Initiative „Desertec“ über die Versorgungssicherheit Europas bis hin zu internationalen Energie-Abkommen fand nahezu jede aktuelle Streitfrage der europäischen Energiepolitik Erwähnung. Für zusätzlichen Diskussionsstoff sorgten immer wieder kritische Zwischenfragen von Seiten der beiden Projektpaten. So hatten Birgit Schnieber-Jastram, Abgeordnete des Europaparlaments, und Rüdiger Kruse, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, nicht nur die alles beherrschende Finanzierungsfrage fest im Blick. Auch erinnerten sie an den einen oder anderen realpolitischen Hemmschuh wie z. B. den enormen Energiehunger von aufstrebenden Industrienationen wie China, die sich global verbindlichen Energie-Abkommen widersetzen. Dieser Logik folgend stimmte die Plenumsmehrheit bei der Wahl über die Zukunftsprogramme für die Partei „Globactive“, die einen kurzfristigen Verzicht auf internationale Verhandlungen und eine vollständige Energieautonomie Europas forderte. Wie die ehrgeizigen Pläne der Schüler in Brüssel ankommen, zeigt sich im Mai. Dann hält die EU-Ratspräsidentschaft den Aktionsplan „New Energy for Europe“ in den Händen – und damit das beste Beispiel für den politischen Ideenreichtum von jungen Europäern.